Wie schreibt man ein Gedicht?

Die Kunst, ein gelungenes Gedicht zu schreiben

Ein Gedicht zu verfassen, bedeutet mehr als nur ein paar Reime geschickt aneinander zu hängen. Denn damit ist es nicht getan. Zu einem gelungenen Gedicht gehört die richtige Wahl der Stilmittel, das Beachten einiger technischer Aspekte – und natürlich eine gute Grundidee. Wer ein Gedicht schreiben möchte, sollte sich Zeit lassen. Ein Gedicht ist nichts, was sich innerhalb einer halben Stunde herunterschreiben lässt. Es erfordert in erster Linie viel Gedankenarbeit und oft mehrere Entwürfe, bis das Gedicht fertig ist und der Leserschaft präsentiert werden kann. Wer sich mit den Stilmitteln auskennt, hat es beim Aufbau des Textes sicherlich etwas leichter und braucht weniger Entwürfe. Moderne Gedichte verzichten zwar auf Reim, jedoch sind das Versmaß, Stilmittel wie Alliterationen und ähnliche technische Aspekte dennoch zu berücksichtigen. Kurzum: ein Gedicht ist vergleichbar mit einem Rezept beim Kochen. Es braucht die richtigen Zutaten und man sollte einen genauen Plan haben, um die passenden Zeilen zu Papier zu bringen.

 

Am Anfang war das Licht: IDEENFINDUNG

Zu Beginn gibt es zwei Möglichkeiten: Das Gedicht wird über ein Thema verfasst, das den Schreiber inspiriert, beispielsweise durch eine Begebenheit aus dem Alltag. Oder die Inspiration ist nicht von vornherein da und es braucht eine Idee für das Gedicht. Im ersten Fall löst die Inspiration im Verfasser etwas aus, was die Entstehung des Gedichts beeinflusst. Vielleicht möchtest Du eine Stimmungslage wie z. B. Hoffnung oder Kummer mitteilen, zu der Du inspiriert wurdest, oder Deine Leserschaft auf etwas aufmerksam machen bzw. zum Nachdenken anregen. Im zweiten Fall kann es etwas länger dauern, bis sich eine gute Idee gefunden hat. Nicht immer kommt der zündende Gedanke sofort – hier kann Brainstorming helfen. Oder auch die Konzentration auf die eigenen Gedanken. Was geht in mir vor? Was bewegt mich zurzeit? Welche Themen finde ich spannend und faszinierend? Interessanterweise lassen sich dabei meistens Inhalte finden, die sich fernab der Standardthemen bewegen. Was von vielen Lesern sehr geschätzt wird, denn Lyrik über Liebe oder Natur gibt es schon genug. Wobei man Natur herrlich nutzen kann, um sich Inspiration zu holen. Die schönsten Gedanken kommen, wenn sich der Verfasser ein wenig zurückzieht und von äußeren Einflüssen abschottet, beispielsweise während eines langen Spaziergangs durch den Wald. Empfehlenswert ist es, ein kleines Notizbuch oder ein Handy dabei zu haben, um wertvolles Gedankengut direkt aufschreiben zu können.

 

Formulierungen / Stilmittel für Gedichte

Die Stimmung eines Gedichts ist für den Gesamteindruck ausschlaggebend. Ein Gedicht kann traurig wirken, fröhlich, anstößig, melancholisch etc. Wichtig ist, dass es im Leser etwas auslöst, und, wenn dieser sich voll und ganz darauf einlässt, eine ähnliche Stimmung erzeugt. Auch hilft es, sich Gedanken über die Adressaten des Gedichts zu machen. Für wen sind die Zeilen bestimmt? Gibt es vielleicht eine bestimmte Personengruppe, auf die das Thema des Gedichts zugeschnitten ist (z. B. Schattenfrauen, die als Geliebte leben). In den seltensten Fällen spricht der Verfasser eines Gedichts seine Leser jedoch direkt an. Gedichte werden meistens aus der “Ich”-Perspektive oder in der dritten Person geschrieben. Weiterhin gilt es, das Versmaß des Gedichts (Metrum) zu bestimmen. Es gibt vier Grundtypen, die unterschieden werden können: Jambus, Trochäus, Daktylus und Anapäst. Hiermit kann entschieden werden, welche Silben im Vers betont sind. Auf diese Art und Weise hilft das Metrum, die Stimmung eines Gedichts ebenfalls zu beeinflussen.

 Wie schreibt man ein Gedicht?

Darüber hinaus stehen folgende Stilmittel zur Verfügung:

Alliterationen, Anaphern, Antithesen, Assonanzen, Ellipsen, Epiphern, Hyperbeln, Hypotaxen, Ironie, Metaphern, Oxymoron, Parallelismus, Personifikation

Diese dienen dazu, der Lyrik Ausdruck zu verleihen. Auch rhetorische Fragen und die Verwendung von Symbolen gehören dazu. Soll ein Gedicht wachrütteln oder zum Nachdenken anregen, macht es beispielsweise Sinn, viele rhetorische Fragen in die Verse einzubauen. Reime können verwendet werden, sind allerdings kein Muss.

Die Kunst des Reimens

Jeder Verfasser eines Gedichts muss sich entscheiden: soll das Gedicht Reime beinhalten oder nicht? Bei moderner Poesie finden sich diese so gut wie gar nicht mehr. Stattdessen stehen unkonventionelle Lyrik und Ausdrucksstärke im Vordergrund, die ohne Reime auskommt. Sicherlich ist Reimen die Königsdisziplin der Dichtkunst – und nicht einfach zu Papier zu bringen. Wer darin ungeübt ist, läuft Gefahr, die Verse mit Standardreimen zu bestücken, welche sich abgedroschen und auf keinen Fall nach Dichtkunst anhören. Es gilt, kreativ zu sein. Auch die Form des Reims will gut überlegt sein. So gibt es beispielsweise das Schema des umarmenden Reims: ABBA. Oder den Paarreim: ABAB.

 

Korpus des Gedichts verfassen

Sind all die zuvor genannten Fragen geklärt, kann man im Grunde direkt loslegen. Ratsam wäre auf jeden Fall, sich zu den vorigen Aspekten Notizen zu machen, um daraus leichter den roten Faden ableiten zu können. Selbst wenn dabei seitenweise Reimversuche entstehen, Versmaße ausprobiert werden oder die Ideenfindung viele Seiten beansprucht – wichtig ist das Ergebnis, und dafür braucht man gerade am Anfang einen Fahrplan. Selbstverständlich kann es immer passieren, dass sich während des Schreibens die eine oder andere Unstimmigkeit ergibt. Wenn Du feststellst, dass sich Dein gewähltes Versmaß unpassend anhört, ist es natürlich kein Beinbruch, dieses während des Gedichteschreibens abzuändern. So gesehen ist Poesie ein Prozess. Achte darauf, dass Du die gewählten Stilmittel so einbaust, dass sie inhaltlich und atmosphärisch zu Deinem Gedicht passen. Wer während dem Schreibfluss feststellt, dass die gewünschte Wirkung nicht wirklich transportiert wird, sollte versuchen, seine Sprache ein wenig bildhafter zu gestalten.

 

Überprüfung & Übergabe

Wenn das Gedicht soweit steht, sollte man es nochmal in Ruhe und vor allem selbstkritisch überprüfen. Dies beginnt bei der Optik – die Zeilen müssen stimmig aussehen und als geordnete Form erscheinen. Am besten ist es, wenn jede Zeile eine gewisse Anzahl von Worten nicht überschreitet. Weiterhin sollte das Reimschema konsequent eingehalten werden und ein Rechtschreibprogramm verwendet werden, um Rechtschreibfehler von vornherein zu vermeiden. Um Lautmalerei und Metrum überprüfen zu können, muss das Gedicht laut vorgelesen werden. Dies kann auch eine zweite Person tun. Ohnehin macht es gerade am Anfang Sinn, das fertige Werk einem kleinen Kreis Vertrauter vorzulesen und konstruktive Kritik entgegenzunehmen. Ist das Gedicht als Überraschung etwa für einen Geburtstag gedacht, fällt dieser Schritt natürlich weg.

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12 Kommentare

  1. Lisa

    Beim Thema Ideenfindung ist der Ansatz, seinen Kopf in der Natur frei zu bekommen sehr gut und wertvoll. Jeder, der sich ein ruhiges Plätzchen sucht, Vogelgezwitscher lauscht oder einfach die wärmenden Sonnenstrahlen auf seine Haut treffen lässt, verbindet damit Erlebnisse oder Gefühle. Diese Gefühle transportieren etwas in uns, was wir in Worten ausdrücken können. Wer sich ein solches Umfeld schafft und auch wirklich etwas zu sagen hat, wird gute Gedanken zu Papier bringen. Es werden Gedichte entstehen, die andere bewegen, zum Nachdenken bringen und Veränderungen erreichen. Aller Anfang ist bestimmt beschwerlich, aber es lohnt sich, Gedichte so zu erarbeiten.

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    • Dein-eigenes-Gedicht.de

      Danke für Dein Feedback! Im Grunde ist das nur eine Möglichkeit von vielen, aber sie kann definitiv bei der Ideenfindung helfen.

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  2. blickwinkel

    Nichts klingt schlimmer als ein unnatürlich wirkender Reim in einem Gedicht. Solche Reime entstehen nicht unbedingt aus einem Mangel an Inspiration. Vielmehr offenbaren sie, dass der Autor nicht viel mit Worten “gespielt” hat, sondern das nächstbeste Reimwort verwendet hat, das ihm gerade einfiel. Um das zu vermeiden, lohnt sich ein Blick in den Duden. Man muss dazu nicht unbedingt ein Wort nehmen, das man dort findet, aber der Duden kann auf der Suche nach den passenden Worten sehr inspirierend sein.

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    • Dein-eigenes-Gedicht.de

      Da hast du vollkommen recht.

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  3. sbobet

    Vielen Dank Dies ist ein sehr guter Artikel!. Ich mag Deine Webseite!

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    • Dein-eigenes-Gedicht.de

      Das ist sehr nett. Danke dir!

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  4. Katinka

    Ich schreibe nur so für mich selbst und bin nicht immer zufrieden mit den Ergebnissen und ich finde diese Tipps klasse. Wünsche noch einen tollen inspirierenden Tag!

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    • Dein-eigenes-Gedicht.de

      Vielen Dank!

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  5. Sophie

    Die deutsche Sprache birgt eine Vielzahl von wunderschönen Worten. Nicht umsonst sind große Dichter wie Schiller und Goethe in der deutschen Literatur beheimatet. Aus einem ungemein großen Wortschatz, ein Gedicht zu verfassen, ist jedoch gar nicht so einfach. Poesie ist eben nicht jedem Menschen in die Wiege gelegt. Jedoch muss auch nicht jedes Gedicht gleich ein literarisches Kunstwerk werden. Oft genügt es schon, sich ein paar kreative Ideen zu holen und Stichworte zu notieren. Aus einfachen Wortspielereien entstehen oftmals die schönsten Gedichte. Das wichtigste ist, dass man Spaß beim Dichten hat, dann gelingt das Reimen oft wie von selbst.

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    • Dein-eigenes-Gedicht.de

      Du bringst es auf den Punkt!

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  6. Garrettson

    Hallo. Vielen Dank für diesen großartigen Artikel.

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  7. Uta Hoffer

    Im Vergleich zu einer normalen Gedichtanalyse muss man bei einem Gedichtvergleich in der Regel auf einige Dinge verzichten. Halten wir uns zu lange bei der Analyse der einzelnen Strophen auf, verlieren wir naturlich Zeit, die vor allem in Prufungssituationen wichtig ist. Deshalb sollten wir uns beim Schreiben auf das Wesentliche konzentrieren. Vollkommen gleich, ob die Gedichte nun nacheinander oder eben parallel untersucht werden, ist es sogar fur einen sehr schnellen Schreiber ein Ding der Unmoglichkeit, auf alle Einzelheiten der Texte naher einzugehen. Deshalb mussen die wesentlichen Punkte der Interpretation zwar ausgearbeitet werden, doch das Beiwerk kann durchaus nur am Rande erwahnt werden.

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